Und das unter den wohlwollenden Blicken Ihrer Ehefrau! - Ja, wo gibt es denn so etwas? - Bei der "Jumelages PTT"! - Wie? Sie kennen die Jumeleure noch nicht? - Dann lesen Sie doch bitte weiter!
Die "JEPTT, Verband für Partnerschaften des europäischen Post- und Telekompersonals" sind örtlich organisierte Vereine (Sektionen), die sich zur besseren Abstimmung der Aktivitäten zu einem Bundesverband und einem europäischen Dachverband zusammen geschlossen haben. Ziel der Sektion ist der Aufbau von Kontakten zu den Mitgliedern der anderen Vereine im In- und Ausland zwecks gegenseitigem Kennenlernen und gemeinsamer Freizeitgestaltung. Dazu dient auch die Veranstaltung von Sprachkursen und das Angebot von Auslandsarbeitsplätzen für Jugendliche.
Meine Sektion ”Bochum/Dortmund” unterhält schon seit 1992 eine Partnerschaft mit der Sektion "Amiens" in der Picardie/Nordwest-Frankreich. Seitdem ist es gelungen, im jährlichen Wechsel gegenseitige Besuche der Vereinsmitglieder zu organisieren. Nachdem wir 1998 erstmals französische Jumeleure bei uns zu Hause empfingen, und dies auch sehr viel Freude bereitete, nahmen meine Frau und ich diesmal am Gegenbesuch vom 3. bis 6. Juni 1999 in Amiens teil.
Nun zum Küssen:
Bei der Ankunft wurden wir im Gebäude von France Telecom in Amiens von unseren Gastgebern erwartet. Nach Landessitte begrüßen (und verabschieden) sich die Herren mit Handschlag, alle Damen haben das Recht auf Küsse. Ich habe leider mangels Sprachkenntnissen nicht ergründen können, nach welchen Kriterien manchmal zwei, drei oder auch vier Küsse ausgetauscht werden. Nach der Begrüßung, fuhren alle zu ihren Gastgebern nach Hause, um am nächsten Morgen erfrischt und bei gutem Wetter das von den Amiensern ausgewählte Besuchsprogramm anzutreten.
Wir erwanderten den in Europa einmaligen ”Parc ornithologique du Marquenterre” an der Somme-Mündung. Hier sind im Sommer ständig etwa 350 Wasservogelarten in freier Wildbahn zu sehen. Je nach Lust und Laune kann man den ”parcours” zu 1, 3 oder 5 Std wählen. Es war auch für Nichtbiologen ein Erlebnis die Tiere zu beobachten, zumal gerade viele Nester bebrütet wurden.
Nach einem gemeinsamen, ausgiebigen Pic-Nic, welches unsere Gastgeber mit viel Liebe vorbereitet hatten, fuhren wir noch zu dem breiten kilometerlangen Sandstrand der ”Cote Picarde” in Fort Mahon, besuchten alte Städtchen am Mündungsdelta des Flusses Somme und fuhren dann durch das schöne Sommetal "nach Hause".
Den freien Samstagvormittag nutzten wir zu einem Besuch der Stadt und der Kathedrale von Amiens, eine der größten, ältesten original erhaltenen Kirchen Frankreichs. Das gerade stattfindende Jazzfestival sorgte für musikalische Untermalung während des Stadtrundganges, der auch das alte Stadtviertel St. Leu (Düsseldorfer Altstadt in klein) einschloß. Das Nachmittagsprogramm startete mit der Besichtigung der alten Burg "Chateau fort de Rambures", die äußerlich fast im Urzustand erhalten ist, und deren Wehrhaftigkeit schon auf den ersten Blick außer Zweifel steht. Hier, wie in vielen anderen Festungstürmen, wurde übrigens Johanna von Orleans (Jeanne d' Arc) von den Engländern gefangen gehalten. Die Dame ist offensichtlich weit in Gefängnissen herum gekommen, bevor man sie auf dem Scheiterhaufen verbrannte.
Der Tag schloß am Abend bis in die Nacht mit einer festlichen Soiree in einem Restaurant. Es war schwer einen Abschluß zu finden, zumal der Wein die Zunge löste und man an das Pfingstfest – wo ja auch jeder in fremden Sprachen redete und den anderen verstand – erinnert wurde. Der Abschied am Sonntag fiel schwer und dauerte lange (siehe Begrüßung) und alle waren sich einig, erlebnisreiche Tage mit Freunden verbracht zu haben und daß wir uns im nächsten Jahr im Ruhrgebiet alle wiedersehen wollen.
Verfasser: Wolfgang Radermacher GKAM Essen