Seit 1992 lebt die Verbindung zwischen den Jumeleuren aus der Picardie und dem östlichen Ruhrgebiet. Nicht nur die jährlichen Besuche der Sektionen, sondern auch eine Vielzahl von „privaten“ Besuchen einzelner Mitglieder, haben eine tiefe Freundschaft und viele gute Erfahrungen und Verständnis reifen lassen. Wir freuen uns, dass das Jubiläumstreffen vom 08. bis 12. Mai 2002 ein neuer Höhepunkt wurde.
Aber was war denn in diesem Jahr anders als sonst? Bei unserem vorjährigen Treffen in Amiens wurde der Wunsch geboren, einmal etwas Neues zu gestalten. Schnell war ein Ziel gefunden: „Hunderttausende Japaner und Amerikaner können nicht irren!! Wir wollen zum Rhein!!“ Also begann bald die Planung und Auskundung. Wo liegt die günstigste Unterkunft (geographisch und finanziell)? Was sollen wir unseren Gästen und uns selber zeigen?
Ich will den geneigten Leser nicht länger auf die Folter spannen und nun chronologisch über das Treffen berichten.
Mittwoch der 08. Mai war Anreisetag. Die Sonne stand über dem Rheintal. Alle Mitfahrer erreichten wohlbehalten das Ziel Bad Honnef. Bei der Begrüßung wurde jedem Ankommenden auch eine Informationsmappe mit Texten und Bildern zur Region überreicht. Am „Meeting Point“ des Tagungshotels der Deutschen Telekom standen Tafeln mit Prospekten und Zeitungsausschnitten über das was uns in den nächsten Tagen erwartete sowie Fotos zu den Treffen der Vorjahre. Leider konnten manche Jumeleure auf den Fotos nicht mehr teilnehmen, weil sie inzwischen schon verstorben sind. Aber auch sie gehörten mit ihren Fotos dazu, denn sie haben das mitgestaltet, was wir als 10-jähriges Jubiläum feiern.
Ein gemeinsames Essen, ausgewählt vom Kasinopächter des Tagungshotels Herrn David, leitete den Abend ein. Der anschließende Vortrag von unseren Mitgliedern Frau und Herr Stöver hatte die erdgeschichtliche und kulturhistorische Vergangenheit des Rheintals zum Thema. Die Einarbeitung des reichen Sagenschatzes des Rheintals sorgte für die nötige Auflockerung des Themas und eine gute Stimmung. Auch der Rheinwein und das deutsche Bier passten gut dazu. Es gab noch viel zu erzählen, aber mit Rücksicht auf den nächsten Tag war dann doch kurz nach der Geisterstunde „Ruhe im Schiff“.
Der nächste Tag, der „Himmelfahrtstag“ war als Wandertag gestaltet. Nach einer kurzen Fahrt mit dem Telekom-Express (so nennt sich die Straßenbahnlinie 66 von Honnef nach Siegburg) bis Königswinter, begann der Aufstieg zum Drachenfels. Glücklicherweise hatte sich der Morgennebel im Tal aufgelöst und wir genossen von der Burgruine Drachenfels den Blick in die herrliche Landschaft. Der anstrengende Aufstieg war schnell vergessen. Danach stiegen wir nach Rhöndorf ab. Nach einem stärkenden Mittagsmahl besuchten wir das Museum und das Wohnhaus von Konrad Adenauer. Es folgte eine Weinprobe beim Weingut Broel in Rhöndorf, welches schon Konrad Adenauer und dem parlamentarischen Rat bei der Erarbeitung des Grundgesetzes der BRD „wein“-geistige Unterstützung leistete. Die Beweisurkunde war bei der Führung durch den Weinkeller zu sehen. Wir hatten für die Verkostung des Weins mit dem Winzer Broel eine gute Wahl getroffen, denn Musik – war es nun Heino oder ? der dabei sang – Anekdoten und die variete-reife Präsentation der Weine – auch in perfektem französisch – sorgte für tolle Stimmung. Hier noch einmal der Dank für die Tipps aus der Sektion Bonn. Der Abend endete auf dem Marktplatz in Bad Honnef im Restaurant Altes Rathaus unter Bäumen. Der Rückweg zum Hotel sorgte noch einmal für Bewegung und Schweiß.
Der Freitag war der Stadtbummel-Tag. Es ging wieder mit dem Telekom-Express zum Bundesdorf Bonn. Eine Führung durch das „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ veranlasste sowohl unsere französischen Freunde als auch die Deutschen zu der Feststellung: „Da muss ich noch einmal in Ruhe hin“. Nach einem gemeinsamen Mittagessen in dem Kasino der Telekom Zentrale stand der Nachmittag zur freien Verfügung und wurde je nach Lust und Laune zum „Shopping“ oder für Museumsbesuche genutzt. Nach dem Abendessen im Sudhaus am Friedensplatz war es Zeit für den Rückweg und die Besprechung des erlebten am „Meeting Point“ endete erst nach Mitternacht.
Aber schon war es wieder Tag: Samstag. Früh aufstehen war angesagt. Denn um 8.30 Uhr wartete der Bus für die Rheintalfahrt. Der Weg führte zunächst nach Bacharach. Ein kurzer Rundgang über die Dorfstrasse brachte vielen schon die Erleuchtung, warum es am Rhein so schön ist. Die anschließende Schifffahrt durch das romantische Rheintal bis zur Marksburg in Braubach sorgte trotz kühlem Wind für Entspannung und viele „Aha“-Effekte. Nicht nur der Loreleyfelsen, Burgen und Städtchen, sondern auch die leibhafte Loreley „schwebte“ auf dem Schiff an uns vorbei. Mancher Film musste schnell noch ausgewechselt werden. Nach einer Mittagspause in Braubach, stand noch eine Führung durch die Marksburg auf dem Programm und - wie in den Tagen zuvor – war uns der Wettergott hold und erlaubte herrliche Ausblicke ins Rheintal.
Nach der Rückkehr nach Bad Honnef war etwas Zeit zum Entspannen und Umziehen, denn ab 20 Uhr war die „Soiree“ angesagt. Unsere stellvertretende Vorsitzende Inneres Elke Janßen überreichte persönlich die Urkunden und Glückwünsche des Bundesvorstandes zu unserem Jubiläum und wünschte alles Gute für unsere Partnerschaft mit der Sektion Amiens. Nach dem festlichen Abendessen, auflockernden Spielchen und vielen Gesprächen gab es wieder nur eine kurze Nachtruhe.
Denn schon war wieder Sonntag und der Zeitpunkt des Packens und des Abschieds gekommen. Noch ein „Bonbon“ war vorbereitet: Ein Besuch der Klosterruine Heisterbach unter sachkundiger Führung durch unseren Hobbyarchäologen und Jumeleur Hans Stöver. Er zeigte uns eine eindrucksvolle Ruine, die gerade durch geringe erhaltene Bausubstanz Platz lässt für Phantasie, ähnlich der Abtei Cluny in Burgund in Frankreich.
Ein gelungener Schlusspunkt und ein fröhliches, manchmal etwas wehmütiges „Auf Wiedersehen / Au revoir“ lassen auf weitere schöne Treffen mit unseren französischen Freunden hoffen.
Wolfgang Radermacher
Sektion Bochum/Dortmund