Auch in diesem Jahr wurde wieder ein Sprachkurs für Französisch in Frankreich durchgeführt. Veranstaltungsort war diesmal das Feriendorf der Azureva in Ronce-les-Bains im Département Charente-Maritime an der Atlantikküste (für Leser die einen Atlas zur Hand haben: Ronce-les-Bains liegt auf der Festlandseite - Presqu'ile d'Avert - gegenüber der Südspitze der Ile D'Oléron).
Versammelt hatten sich am 07. September 2003 für eine Woche insgesamt 33 Kursteilnehmer aus fünf europäischen Ländern (Sprachen). Wir - davon 4 Teilnehmer aus der Sektion Bochum/Dortmund - wurden von den Kursleitern und der Organisatorin begrüßt.
Die Hauptorganisation lag in der Hand von Danielle Sausseau und der Jumelages-Sektion in La Rochelle.
Besonders erfreulich war, dass alle Altersgruppen vertreten waren, die im übrigen im Laufe der Woche reibungslos miteinander lernten und feierten.
Schon beim Abendessen am Sonntag machten sich die Kursteilnehmer bekannt, so dass am Montag Morgen gleich nach der Selbsteinschätzung und einem kurzen Test die drei Lerngruppen "débutants", "moyens" und "forts" gebildet wurden und mit dem Lernprogramm begonnen werden konnte.
Die drei Lehrer der Gruppen Christine Bidault, André Szypura und Christian Prevost begannen mit ihren Schützlingen gleich das von ihnen vorbereitete Lernprogramm, wozu am ersten Tag auch ein Ausflug über den Markt von Ronce-les-Bains mit seiner Vielzahl von Lebensmitteln, wie Poissons (Fische), Crustaces (Schalentiere), Coquillages (Muscheln), Vins (Weine), Élevage (Viezucht) oder Agriculture (Landwirtschaft) praktischen Anschauungsunterricht bot. Die Markthändler ließen sich gleich in unsere Unterweisung einspannen.
Der Nachmittag war überschrieben "Découverte de Ronce-les-Bains". In mehreren Gruppen schwärmten die Teilnehmer aus, um den Ort und Strand in Augenschein zu nehmen. Leider holten sich einige etwas nasse Füße, da zum ersten Mal seit Monaten in Ronce-les-Bains Regen fiel. Ronce-les-Bains ist der Badeort von La Tremblade, neben Marennes die Stadt der Austernzüchter. Nach dem Abendessen beschloß - wie an jedem der folgenden Abende - das abwechslungsreiche Animationsprogramm des Feriendorfs oder der Plausch in der Bar oder ein Pétanque-Spielchen oder ... den Tag.
Am Mittwoch folgte ein Tagesausflug. Er führte zunächst nach Rochefort (Marinehafen seit dem "Sonnenkönig" Ludwig XIV), La Rochelle (alte Hafenstadt mit Verbindungen zur Hanse und modernem Hafen im Vorort La Pallice). La Pallice ist uns bekannt durch die U-Boot-Bunker aus dem Kriegsfilm "Das Boot". Hier trafen wir am Mittag auf dem Gelände des Postsportvereins auch den Vorstand der Jumelagesektion und wurden u.a. mit dem Wein von der Ile de Ré "Le Gouverneur" begrüßt und (reichlich) bewirtet. Anschließend besuchten wir auf der Ile de Ré den Ort St. Martin (XV. Jahrundert), die Ruine der Abbaye de Châtelins (XVII. Jahrundert) und natürlich den Leuchtturm an der Nordspitze der Insel.
Nach den Vormittags-Kursstunden am Donnerstag begann nach dem Mittagessen ein Ausflug zur Ile d'Oléron. Vorbei ging es an alten Festungsstädchen, Salzfeldern zur Produktion von Meersalz, Austernfarmen und natürlich auch zu einem Wahrzeichen der Insel - "Phare de Chassiron" - dem Leuchtturm am äußersten Ende der Insel.
Auf dem Rückweg zeigte der Halt in La Cotinière die ganze Vielfalt der Meeresfrüchte, frisch angeboten von den Fischern an den Marktständen am Hafen.
Der Vormittag des Freitags galt wieder dem Unterricht. Am Nachmittag begann der nächste Ausflug zunächst mit einer Bootsfahrt durch die Austernbänke (promenade en bateau dans le milieu ostréicole). Wir lernten die langjährige schwere Arbeit der Austernzüchter kennen, bis sie nach 4 bis 5 Jahren ihre Produkte auf den Markt bringen können.
Das nächste Ziel war die befestigte Stadt Brouagc. Sie lag früher am Meer und war eine wichtige Stadt im XV. und XVI. Jahrhundert. Von hier aus begann vor 300 Jahren die Fahrt des Entdeckers Champlain. Er gründete in Nordamerika Quebec als französische Kolonie. Heute ist Brouage ein verschlafenes Städtchen mit vollständig erhaltener, wuchtiger Ringmauer und viel Geschichte.
Und schon brach der letzte Unterrichtstag, der Samstag, an. Nach den Kursstunden am Vormittag stand der Nachmittag zur freien Verfügung. Jeder nutzte die Zeit nach belieben für ein paar Stunden am Strand, für eine Fahrradtour, ein Bad im Schwimmbar des Feriendorfes oder ein paar Einkäufe für die Lieben daheim.
Abends wurden zunächst die "Urkunden" für die erfolgreiche Kursteilnahme überreicht. Danach nutzten alle die Gelegenheit um ihren Dank an die Organisatoren, aber auch umgekehrt für die rege, interessierte Teilnahme der "Schüler" auszudrücken. Das festliche "Diner de Gala" bot noch einige kulinarische Überraschungen, Gelegenheit zur Unterhaltung und leider auch des Abschieds von liebgewonnenen Freunden.
Am Sonntag Morgen, nach dem Frühstück, begann die Abreise, die für einige Teilnehmer noch 24 Stunden dauern sollte.
Mein Fazit des ersten Sprachkurses den ich besuchte: Es ist gelungen, allen Kursteilnehmern viel Neues sowohl in sprachlicher als auch in landeskundlicher Hinsicht zu vermitteln. Allgemein wurde die praktische Ausrichtung der Lerneinheiten gelobt.
Es war eine anspruchsvolle Woche, kein Urlaub, aber eine Zeit, die ich nicht missen möchte. Gerade die internationale Zusammensetzung des Kurses erzwang die weitgehende Nutzung der französischen Sprache zur Verständigung in der Gruppe und damit - bis zu einem gewissen Grad - zum besseren Erlernen des Französischen.
Ich bedanke mich hier noch einmal bei den Organisatoren und auch bei den Gründern der Jumelages PTT, die mit ihren Ideen und ihrem Einsatz solche guten Erfahrungen ermöglicht haben.
Essen, den 30.09.2003
Wolfgang Radermacher