Unser diesjähriges Treffen in Deutschland sollte wieder in einem Hotel stattfinden, um andere Regionen in Deutschland kennen zu lernen. Die Moselregion war gewünscht. Nach einem Tipp von Doris vom BV haben wir das Landhotel „Ringelsteiner Mühle“ in Moselkern ausgesucht. Eine gute Wahl. Ein ausreichendes Zimmerangebot und mitten in der Natur gelegen. Leider war somit der Weg zum Bahnhof so weit, dass wir für den Weg dahin das Auto in Anspruch genommen haben. Alle geplanten Ausflüge sollten mit der Bahn erfolgen, die auch immer pünktlich fuhr.
Die vielen Regenfälle in der Region am Pfingstwochenende machten uns Sorgen. Aber als wir am 27.05. in Moselkern ankamen, war die Mosel wieder in ihrem Bett und alle Spuren des Hochwassers waren beseitigt. Eine enorme Leistung der Menschen an der Mosel.
Am Montag traf eine Gruppe von 6 Franzosen und 7 Deutschen im Hotel ein. Die Freude des Wiedersehens war groß und wir begrüßten uns herzlich.
Ein kleiner Spaziergang durch den Wald bewies uns, dass der Boden noch sehr aufgeweicht war. So machten wir uns recht bald auf den Rückweg zur Ringelsteiner Mühle. Nach dem Abendessen verabschiedeten wir uns bald zur guten Nacht. Die Elz mit ihrem Geplätscher ließ uns auch schnell einschlafen.
Am Dienstag ging es nach dem sehr reichhaltigen Frühstück zum Bahnhof Moselkern. In Buley stiegen wir in den Zug nach Traben-Trarbach, unserem Ziel. Begleitet vom Sonnenschein gingen wir durch die belebte Fußgängerzone von Traben-Trarbach zum Treffpunkt unserer deutschen Führung in die „Traben-Trarbacher Unterwelt“. Das heißt, wir besichtigten einige Weinkeller.
Traben-Trarbach war um 1900 als eine der bedeutendsten Weinhandelsstädte bekannt. Zur damaligen Zeit war die Jugendstil-Stadt an der Mosel gleich nach der großen französischen Stadt Bordeaux der zweitgrößte Weinumschlagplatz Europas. Der Grund für diese außergewöhnliche Stellung lag in der großen Nachfrage an Riesling-Weinen.
Im Rahmen der Führung erhielten wir die Gelegenheit einige Abschnitte der unterirdischen, historischen Gewölbe zu besichtigen. Wir erfuhren einiges zur Geschichte des historischen Weinbaus und der alten Kellertechnik sowie Wissenswertes über die Kellereiwirtschaft und den Weinhandel aus der damaligen und heutigen Zeit. Abgeschlossen wurde die Führung mit einem Glas Riesling Wein.
Im „Café Augusta“ machten wir eine kleine Pause um danach Traben-Trarbach zu erkunden. Die Stadt hat einige imposante Bauwerke vorzuweisen. Wir ließen uns es nicht nehmen, den „Alten Stadtturm“ zu besteigen. Von dort aus hat man einen schönen Rundblick über Traben-Trarbach und darüber hinaus. Im Jahr 2004 wurde der Turm restauriert und mit einem Glockenspiel versehen. Nachdem wir uns das angehört hatten, setzten wir in unserem eigenen Tempo eine Stadtbesichtigung fort.
Zum Abendessen kehrten wir im Restaurant „Panorama“ ein und danach ging es wieder zum Bahnhof für die Rückfahrt nach Moselkern.
Am Mittwoch machten wir uns nach dem Frühstück wieder mit dem Zug auf den Weg. Unser Ziel war Koblenz. Dort wollten wir die „Festung Ehrenbereitstein“ besuchen. Da wir Minigruppenkarten des VRM hatten, konnten wir in Koblenz auch die öffentlichen Verkehrsmittel und den Festungsaufzug zum Ehrenbreitstein nutzen. Wir hatten noch etwas Zeit, um uns im Jugendherbergscafé mit einem Getränk aufzuwärmen. Der Himmel war heute grau.
Vor dem Ehrenbreitstein erwartete uns der bestellte Führer. Heute hatten wir eine französische Führung bestellt. Der Gästeführer stellte sich mit seinen interessanten Informationen auf die französischen Gäste ein und wusste auch Anekdoten über deutsch-französische Beziehungen, die die Festung Ehrenbreitstein betrafen.
Nach der Führung und ausgiebiger Ansicht auf die Stadt Koblenz vom Paradeplatz vor dem Ehrenbreitstein ging es zurück in die Stadt. Wir promenierten vorbei am Kurfürstlichen Schloss, an der Rhein-Promenade Richtung „Deutsches Eck“. Hier erwarteten wir 4 weitere französische Gäste. Dank der genauen Beschreibung des Treffpunktes durch Rémi konnten wir uns auch recht schnell finden.
Gemeinsam setzten wir unseren Weg fort. Am Deutschen Eck besahen wir uns das imposante Kaiser-Wilhelm-Denkmal. Wir verzichteten allerdings darauf, das Denkmal zu besteigen um aus der Perspektive den Zusammenfluss von Mosel und Rhein zu sehen.
Wir waren inzwischen schon recht müde und froh im Restaurant „Adaccio“ einkehren zu können. Die Innenarchitektur des italienischen Restaurants erinnerte an die glanzvollen Zeiten, die dieses Restaurant früher gehabt haben musste.
Nach dem Essen ging es wieder zurück nach Moselkern. Leider macht die Ringelsteiner Mühle schon früh „Feierabend“. Die Temperaturen luden nicht dazu ein, lange draußen zu sitzen und so war bald wieder Schlafenszeit angesagt.
Am Donnerstag waren wir nach dem Frühstück alle wandermäßig ausgestattet. Von der Ringelsteiner Mühle führt ein Wanderweg zur Burg Eltz, unser heutiges Ziel. Mit nunmehr 17 Jumeleuren begannen wir unsere Wanderung.
Ein schöner Weg durch den Wald, anfangs an der Elz vorbei, ließ uns ganz die Natur genießen. Henri machte uns auf das Röhren eines Hirsches aufmerksam, den wir aber leider nicht zu Gesicht bekamen.
Nach einem nicht zu beschwerlichen Weg standen wir vor dem Aufgang zur Burg. Hier mussten wir allerdings viele, viele Stufen bewältigen.
Die Unwetter der letzten Zeit hatten noch nicht so viele Besucher angelockt. Das kam uns zugute. Die Warteschlange vor der Burg war kurz und wir rückten schnell nach vorne. Die Burg kann man nur kombiniert mit einer Führung besichtigen. Die Führung ging schnell und mit vielen Informationen einher. Unsere französischen Freunde erhielten glücklicherweise Flyer in ihrer Sprache, um alle Informationen noch nachlesen zu können. Nach der Führung in der Burg konnten wir noch selbstständig die Schatzkammer besichtigen. Doch erst brauchten wir eine Pause im Burgrestaurant. Ein kurzer Regenschauer brachte uns dazu, Plätze im Restaurant zu suchen. Nachdem wir uns bei Kaffee und Kuchen gestärkt hatten, ging es an die Rückkehr. Weil sich einige Jumeleure nicht ausreichend erholt hatten, wurde beschlossen, dass sie mit dem Auto abgeholt werden sollten. Die Anderen machten sich zu Fuß auf den Rückweg.
Es war ein schöner Ausflug. Doch zu lange konnten wir uns in der Ringelsteiner Mühle nicht ausruhen. Heute erwarteten wir noch 2 weitere französische und 5 deutsche Gäste. Leider konnte Monika die Reise nicht antreten, sie war kurzfristig erkrankt.
Am Nachmittag trafen so nach und nach die restlichen Teilnehmer unseres Treffens in der Ringelsteiner Mühle ein. Es war eine herzliche Begrüßung und jeder bekam, wie zuvor schon die anderen Jumeleure am Montag, zur Begrüßung eine Mappe mit dem Programm und Informationsmaterial über die ausgesuchten Ziele.
Das Abendessen nahmen wir gemeinsam im Hotel ein.
Am Freitag ging es mit nunmehr 24 Jumeleuren zum Bahnhof Moselkern. Heute ging es nach Cochem. Am Treffpunkt der Stadtführungen waren viele Weinstände aufgebaut. An diesem Wochenende war in Cochem Weinfest und dementsprechend viele Besucher in Cochem. Von dem Hochwasser und den Folgen keine Spur.
Die Gästeführerinnen für deutsch und französisch nahmen uns jeweils durch das Gewimmel von Menschen und erklärten uns die Highlights von Cochem. Cochem hat eine alte, lange Geschichte. Erstmals erwähnt wird Cochem in einer Urkunde der Abteil Prüm vom 20.XII.866. Aber Cochem hat auch eine bewegte Geschichte hinter sich. Von vielen Erfolgen und Niederlagen. Von Reichtum und Armut. In den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts setzte die Entwicklung zum ersten Fremdenverkehrsort an der Mosel ein.
Nach der Stadtführung teilten sich Gruppen für verschiedene Unternehmungen. Aber es ergab sich, dass wir uns alle wieder auf der „Reichsburg Cochem“ wiedertrafen. Auch hier galt für den Pendelbus zur Burg unser RVM-Ticket. So suchten nicht alle den steilen Aufstieg zu Fuß.
Die Reichsburg Cochem wurde um das Jahr 1000 unter Pfalzgraf Ezzo erbaut. Nach der Zerstörung im Jahre 1689 wurde die Burgruine 1868 durch den Berliner Geheimrat Louis Ravené nach alten Plänen wieder aufgebaut und ist seit1942 wieder staatliches Eigentum. Die Wiedererrichtung fiel mit der Einweihung des Kaiser-Wilhelm-Tunnels für die Eisenbahn zusammen.
Es gibt noch viel zu sehen in Cochem. Unter anderem den ehemaligen Bundesbankbunker oder eine Fahrt mit dem Sessellift zum Pinnerkreuz. Aber leider reichte die Zeit dafür nicht.
Wir hatten das Abendessen im Weinhaus Gräfen bestellt.
Zurück in Moselkern erwartete uns eine besondere Überraschung. Henri und Evelyn hatten für uns eine Weinprobe mit Computerpräsentation ihres Weinberges vorbereitet.
Mit weiteren fünf Paaren haben Henri und Evelyn ein Grundstück in Südfrankreich in der Region Okzitanien gekauft. In dem Film wurde die Kultivierung dieses Weinguts gezeigt. Mit viel Kraft und Schweiß wurde geharkt und gepflanzt und so wuchsen Reben und Trauben. Und aus Franzosen wurden Winzer und aus Trauben Wein. „Les Vins Heureux“. Wir durften einen excellenten „Rosé“ und ebensolchen „Roten“ probieren. Wir freuen uns schon auf den „Nachschub“ im nächsten Jahr. Vielen Dank Henri und Evelyn. Das war etwas ganz Besonderes.
Am Samstag nach dem Frühstück verabschiedeten wir Evelyn und Henri. Sie wurden zu Hause zu einer Familienfeier erwartet.
Für uns begann wieder die Fahrt mit dem Auto zum Bahnhof, dann mit dem Zug von Moselkern nach Trier. Treffpunkt in Trier für die Stadtführungen, wieder deutsch und französisch, war die Porta Nigra. Trotz eines zweistündigen geführten Rundgangs konnten wir nur einen kleinen Teil dieser an historischen Stätten reichen Stadt sehen.
Trier kann viele Titel auf sich vereinen: älteste Stadt Deutschlands, Zentrum der Antike, Touristenmagnet und einzige römische Kaiserresidenz nördlich der Alpen. Allein sechs Baudenkmäler und zwei Kirchen in Trier gehören zum UNESCO-Welterbe. Da wundert es nicht, dass sich die „ganze Welt“ in Trier einfindet. Und nebenbei auch noch rufend, singend oder schweigend seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen will. Nach zwei Stunden hatten wir müde Beine und Augen, den Kopf voll mit Informationen. So teilte sich die Gruppe am Ende der Führung wieder. Einige unentwegte wollten noch weitere Sehenswürdigkeiten aufsuchen oder Souvenirs einkaufen, andere schafften es nur noch ermattet zum nächsten Café.
Zum verabredeten Zeitpunkt trafen wir uns aber alle wieder am Bahnhof um die Rückfahrt nach Moselkern anzutreten.
In Moselkern blieb wenig Zeit um sich zu erfrischen. Das Abendbuffet war heute in der „Scheune“ für uns vorbereitet. Wir konnten uns stärken und dachten auch schon an den Abschied. Jean-Claude holte seine Gitarre und hatte auch Liedtexte kopiert. So konnten wir noch in schöner Runde, oder besser gesagt in schöner Reihe, gemeinsam singen.
Es war eine schöne, erlebnisreiche Woche. Schade für die, die nicht dabei sein konnten, danke an alle, die dabei waren.
Wir freuen uns alle auf ein Wiedersehen in Frankreich 2025. Auf Wiedersehen, au revoir!
Wolfgang und Annelies Radermacher