Am 12. März 1985 wurde die Idee einer JEPTT-Sektion in Bochum verwirklicht. Schon bald entwickelte sich um die Gründungsmitglieder eine aktive Jumelages-Gruppe. Zum Vorsitzenden der Sektion wurde Jörg Gundermann gewählt. Weitere Gründungsmitglieder, die bis heute der Jumelages treu geblieben sind, waren Bruno Bölker, Günter Gladen, Doris Hegemann, Günter Kratel und Hans Stöver.
Die Städtepartnerschaft zwischen Bochum und Sheffield in England bot den Anstoß zu Kontakten zwischen den JEPTT-Sektionen Sheffield und Bochum. Nach gegenseitigen Besuchen brachen aber die Kontakte zwischen den Sektionen leider wieder ab.
1995 trafen sich die Vorstände der Sektionen Bochum und Dortmund zu Kontakten mit dem Ziel einer Zusammenlegung der Sektionen. Nach kurzer Vorbereitung stimmten die Mitglieder beider Sektionen der Zusammenlegung zu, und am 20. September 1996 entstand die neue Sektion Bochum/Dortmund. Diese Fusion war ein glücklicher Schritt, weil dadurch neue Aktivitäten möglich wurden. Die Freunde aus Dortmund brachten neben engagierten Mitgliedern auch ihre Partnerschaft mit der französischen Sektion Amiens ein.
Die gegenseitigen Besuche mit den französischen Freunden seit nunmehr vielen Jahren sind Kristallisationspunkte der Sektionen, halten die Jumeleure in Schwung und haben zu einer lebendigen Freundschaft geführt.
Leider mussten im Laufe der Jahre auch einige Rückschläge verkraftet werden. Bedingt durch berufliche Erfordernisse, mussten viele Mitglieder ihre Mitarbeit einschränken oder sogar ganz beenden. Auch die tragischen Todesfälle der aktiven Mitglieder Heinz Lippold und Ralf Kuschel trafen die Sektion schwer. In Amiens verstarb die Vorsitzende Nicole Blondelle. Alle diese Jumeleure hatten sich erfolgreich für die Idee der Partnerschaft eingesetzt und wir werden sie nicht vergessen.
Aber wir können auch mit Zuversicht nach vorne schauen und weiterhin die Ideen der
Jumelage durch
- gemeinsame Ausflüge,
- die Pflege der Partnerschaft mit Amiens,
- die Teilnahme unserer Mitglieder an Veranstaltungen anderer Sektionen, z.B. an Sprachkursen, Rad-Oscar, Wanderungen,
- Teilnahme an JEPTT-Kongressen in Deutschland und Europa,
- durch die Betreuung von Jugendlichen auf Ferienarbeitsplätzen
beleben.
Der Jubiläumsfeier am Abend des 27. August 2005 ging ein Tagesausflug der Sektionsmitglieder im Essener Süden voraus. Wir begrüßten hierzu als Gäste Reinhard Moll, der als Vertreter die Grüße und Glückwünsche des Bundesvorstands überbrachte, Matthieu Ardaillon, der durch Vermittlung der Jumelage ein Praktikum bei der T-Com in Dortmund absolviert und Guido Scheuren von der Nachbarsektion Oberhausen.
Das Tagesprogramm begann mit einer Besichtigung der Villa Hügel in Essen, ehemals Wohnsitz der Industriellenfamilie Krupp.
Die Führung durch das 8000 m² Wohnfläche umfassende „Einfamilienhaus“ der Krupps, brachte uns die Industriegeschichte der Firma Krupp und deren Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Essen, sowie die Geschichte des Gebäudes und seiner Einrichtungsgegenstände lebhaft nahe.
Die Charaktere der Firmenchefs muten aus heutiger Sicht oft skurril an. Aber andererseits stand auch immer das Schicksal der Arbeiter im Augenmerk der Familie. Hiervon zeugen noch heute Wohnsiedlungen wie die Margarethenhöhe oder Altenhof in Essen, das Kruppsche Krankenhaus und diverse gesponserte Kultur-Highlights. „Heuschrecken“ hatten damals noch keine Chance.
Nach einem kurzen „Steh“-Picknick fuhren wir nach Essen-Werden zu einem Rundgang durch den Stadtteil.
Unser Stadtführer Herr Ohm – er wollte sich übrigens lieber Begleiter nennen – verfügte nach 50 Jahren Wohnsitz in Werden über ein wirklich umfangreiches Wissen und schaffte es problemlos, unsere Aufmerksamkeit für drei Stunden aufrecht zu halten.
Der Rundgang begann vor der 1200 Jahre alten Basilika St. Ludgerus. Ludgerus war durch die Missionare Bonifacius und Willibrord, die er in seinem Elternhaus in Utrecht kennen gelernt hatte, zu seinem späteren Lebensweg angeregt worden. Nachdem er einige Zeit in der benediktinischen Mönchsgemeinde in Monte Cassino gelebt hatte, setzte er sich im Auftrag Karls des Großen für die Missionierung der Sachsen ein. Deshalb erbaute er im Jahre 799 auf sächsischem Gebiet eine Kirche in Werden, aus der nach seinem Tod im Laufe der Jahre eines der reichsten und einflussreichsten Klöster im Frankenreich bzw. in Deutschland wurde – man nannte das Kloster auch die „Schreibstube des hl. Römischen Reiches deutscher Nation“.
Die Ruhrbrücke und der durch den Ort führende Hellweg (Salzweg) sorgten für regen Handel und bürgerlichen Reichtum in der Stadt.
Aus der einfachen Holzkirche erwuchs im Laufe der Jahrhunderte – teilweise aufgrund von Wiederaufbau nach verheerenden Stadtbränden – aus den beiden Kirchen St. Salvator und St. Peter die heutige Basilika St. Ludgerus mit dem Grab des hl. Ludgerus als spirituellem Mittelpunkt. Herr Ohm konnte uns mit seiner lebhaften und an Anekdoten reichen Führung, die romanischen und gotischen Bauteile, die Kunstwerke und die Krypta des Ludgerus viele neue Informationen zum Bauwerk und zu den Gedanken der Erbauer vermitteln.
Während des anschließenden Rundgangs durch Werden, bestaunten wir die vielen mittelalterlichen Baudenkmäler, u.a. die Abteigebäude, die heute der Folkwang-Hochschule für Musik und Tanz als Unterrichtsräume dienen und dem Stadtteil eine Vielzahl von kulturellen Veranstaltungen bieten. Neben Fachwerkhäusern im „bergischen“ Baustil stehen auch noch drei „romanische Häuser“ aus der Gründerzeit Werdens.
Zum Ende des Rundgangs führte uns Herr Ohm noch in die älteste erhaltene Pfarrkirche nördlich der Alpen St. Luzius. Die Kirche wurde erst vor 30 Jahren wieder ihrem ursprünglichen Zweck zugeführt und ist heute in ihrer Einfachheit ein typisches Bauwerk der Romanik.
Wir konnten uns mit tiefer Überzeugung für den kurzweiligen und informativen Nachmittag bei unserem Begleiter bedanken.
Der Tag endete mit einem gemeinsamen Abend in der Gaststätte „Ratskrug“. Neben guten Gesprächen und gutem Essen, konnten die Anwesenden auch die in drei Ordnern gesammelten Bilddokumente der Sektion aus den letzten zehn Jahren anschauen. Die Bilder waren von unserer derzeitigen Sektionsvorsitzenden Annelies Radermacher und unserem Vorstandsmitglied Sabine Hoffmann zusammengestellt worden. Unser Gründungsmitglied Günter Gladen zeigte Fotos von den Sektionstreffen mit Sheffield.
Ein schöner Abend und ein schöner Abschluss unseres Jubiläumsfestes.
Ich hoffe auf noch viele angenehme Treffen und ein langes lebendiges Bestehen der Sektion Bochum/Dortmund und der Jumelages-Bewegung in Europa.
Wolfgang Radermacher
im August 2005