Die Freunde aus Amiens hatten für das gemeinsame Treffen mit unserer Sektion im Mai 2009 die Champagne vorgeschlagen. Dies fand auch bei unseren Mitgliedern große Zustimmung und wir freuten uns schon lange auf die gemeinsamen Tage.
Die Anreise am Donnerstag 21. Mai 2009 zum Treffpunkt am Lac d`Orient, ein paar Kilometer östlich von Troyes, der Hauptstadt des Departements Aube, verlief für alle Jumeleure ohne Probleme und wir konnten uns zum vereinbarten Zeitpunkt über den Empfang in der Capitainerie von Mesnil-Saint-Père durch unsere Freunde freuen. Leider flossen bei der Begrüßung nicht nur Getränke sondern auch ein ordentlicher Regenschauer, aber bald schon klarte das Wetter auf und wir konnten in den kommenden Tagen ungestört die Sonne genießen.
Nach der Begrüßung fuhren wir in unser Hotel in Troyes, konnten uns etwas erfrischen und schon begann der erste Erkundungsgang in die Altstadt von Troyes. Gründer der Stadt waren die Römer und über alle Jahrhunderte spielte die Stadt eine mal mehr mal weniger bedeutende Rolle in der Geschichte Frankreichs und Deutschlands. Nach einem verheerenden Brand wurde die Stadt im späten Mittelalter neu aufgebaut und die Fachwerkarchitektur erstrahlt nach den Renovierungen der letzten Jahrzehnte noch im alten Glanz.
Das Abendessen mit französischen Delikatessen wurde im mittelalterlich ausgestatteten Restaurant l`Illustré in der Rue Champeaux serviert und wir konnten im Gespräch mit den Freunden die etwas verschütteten Sprachkenntnisse wieder beleben.
Der Freitag war für die Besichtigung der Stadt Troyes reserviert. Vormittags zogen die Jumeleure in kleinen Gruppen durch den „römischen“ Teil der Stadt. Der Grundriss der Stadt hat die Form eines Champagnerkorkens, passend zu einem der berühmtesten Produkte der Region. Der „untere Teil des Buchons“ existierte schon zur Römerzeit und beherbergt u.a. die Kathedrale Saint Pierre Saint Paul und die Gründungsstätte des Templerordens.
Am Nachmittag folgte dann eine Führung durch den „oberen Teil des Korkens“, die mittelalterliche Stadt mit ihren engen Gassen, den vorspringenden Erkern und ruhigen Innenhöfen der Bürgerhäuser und vielen großartigen Kirchen.
Herausragend ist insbesondere der steinerne Lettner in der Kirche Sainte Madeleine und eine Sonderausstellung mit Bildern und Statuen aus Kirchen der Champagne in der Kirche Saint Jean.
Im Innenhof des „Hôtel de Vauluisant“, heute das „Musée de la Bonneterie et de l´Art Troyen au 16e siècle“, wurde uns eine wichtige Episode zur Geschichte der Stadt vorgetragen. Im Hinterhof des Gebäudes war die Stiftung eines reichen Kaufmanns zur Unterbringung und Erziehung von Waisenkindern untergebracht. Damit die Kinder etwas zu ihrem Unterhalt beitrugen, mussten sie Strümpfe stricken. Aus dieser Strickschule entstand eine Strickwarenindustrie, der wichtigste Wirtschaftszweig und der Reichtum von Troyes während des Mittelalters bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts.
Der Samstag diente der Erkundung der Champagnergegend „la côte des Bar“ südöstlich von Troyes. Erster Halt war am Aussichtspunkt „Plateau de Blu“ mit einem weiten Blick auf die bewaldeten Hügel und die Weinberge. Hier befindet sich auch eine sogenannte „Cadole“, eine Schutzhütte für die Weinbauern.
Die nächste Station war das Dorf Essoyes, lange Jahre Wohn- und Arbeitsplatz des Malers Auguste Renoir, bewahrt das Gedächtnis seines weltberühmten Bürgers mit Gedenktafeln, Wanderwegen zu seinen Motiven und einem Museum in seinem Atelier. Der Ort Essoyes liegt malerisch in einem Talkessel.
Nach einem exquisiten Mittagessen im „Restaurant des Canotiers“ fuhren wir nach Celles sur Ource, einem der kleinen Weindörfer der Côte des Bars, zur Besichtigung der Champagnerkellerei von Marcel Vézien und natürlich mit anschließender Champagnerprobe.
Nach diesem geschmacklichen Highlight beendeten wir die Tagesrundfahrt und fuhren zurück nach Troyes. Nach kurzer Verschnaufpause und Erfrischung folgte der letzte Programmpunkt des Tages, ein festliches Abendessen im benachbarten Ort Buchères in der „Brasserie de l`Horloge“.
Der Abend – wie auch schon die Abende vorher – bot Gelegenheit für Gespräche über das am Tage erlebte und zu persönlichen Gesprächen mit allen Jumeleuren.
Wegen der etwas längeren Rückfahrt beendeten wir unsere gemeinsame Zeit schon bald nach dem Sonntags-Frühstück. Wieder einmal hatten wir wunderschöne Tage mit unseren Freunden verbracht, viel Neues gesehen und kennen gelernt.
Wir freuen uns schon jetzt auf die geplante gemeinsame Reise nach Thüringen im Jahre 2010.
Au revoir, auf Wiedersehen 2010
Wolfgang Radermacher