Oktober 2008 Unser Sektionsausflug Bildungsseminar in Berlin
Auf Anregung unseres Jumeleurs Christian beschlossen wir bei der Jahreshauptversammlung 2008 für unseren diesjährigen Sektionsausflug etwas Besonderes:
Ein politisches Bildungsseminar „Geschichte und Geschichten“ in Berlin.
Veranstalter war das Heinz-Kühn-Bildungswerk in Kooperation mit dem Bundestagsabgeordneten Frank Schwabe aus Recklinghausen.
Das Interesse unserer Mitglieder war groß. Auch fünf Freunde aus Amiens meldeten sich zur Teilnahme an (Das Seminar wurde in deutscher Sprache durchgeführt, dies war leider eine Einschränkung). Insgesamt bestand die Gruppe aus 26 Personen.
Sehr vorteilhaft für uns war die Planung und Durchführung durch einen externen Veranstalter, der uns die meisten administrativen Aufgaben abnahm. So konnten wir alle die Seminartage genießen.
Am Sonntag, den 19.10.2008 fuhr unsere Gruppe mit dem Zug von Essen nach Berlin-Ostbahnhof. Nach nur 3,5 Stunden Fahrt wurden wir am Bahnhof Berlin-Ostbahnhof von unserem Seminarleiter Norbert begrüßt. Das Gepäck wurde vom Hotelpersonal dort abgeholt und schon auf dem Weg zu unserer Unterkunft im East Side Hotel im Berliner Bezirk Friedrichshain besichtigten wir die „East Side Gallery“. Die East Side Gallery ist ein 1300 m langes Stück der ehemaligen Berliner Mauer längs der alten Sektorengrenze an der Spree zwischen dem Ostbahnhof (vor 1945 der Schlesische Bahnhof) und der Oberbaumbrücke über die Spree. Dieses Mauerstücks bleibt als Mahnmal erhalten und wurde nach der Wiedervereinigung auf der Ostseite von 40 Künstlern bemalt.
Nachdem wir unsere Hotelzimmer bezogen hatten, machten wir uns mit der Straßenbahn auf den Weg zur Bernauer Strasse, dem Dokumentationszentrum Berliner Mauer.
Anhand von Fotos und Filmen wird die Situation an dieser Berliner Strasse vor, während und nach Abriss des Mauerbaus drastisch vor Augen geführt.
Anschließend führte uns der Weg zunächst mit der S-Bahn zum Bahnhof „Unter den Linden“ am Brandenburger Tor. Weiter ging es vorbei am Mahnmal für die während der nationalsozialistischen Regierungszeit ermordeten Juden, dem ehemaligen Regierungsviertel an der Wilhelmstrasse zum neuen Potsdamer Platz und von dort über den früheren „Checkpoint Charly“ an der Friedrichstrasse zu einem gemütlichen Restaurant zum Abendessen. Dank der fundierten, fachkundigen und kurzweiligen Erläuterungen unseres Seminarleiters hatten wir schon jetzt einen intensiven Einblick in den Ablauf der vergangenen Jahrzehnte an diesem Brennpunkt der Weltgeschichte.
Der Montag war der Tag der aktuellen Politik in Deutschland. Nach dem Frühstück fuhren wir zum Bahnhof Friedrichstrasse und gingen von dort längs der Spree in das neue Regierungsviertel der Bundesrepublik Deutschland. Geschichten zu und über Gebäude und viele neue Informationen erhielten wir schon auf dem Weg zum Reichstagsgebäude, unserem nächsten Ziel.
Die einstündige Führung im Reichstag, mit einer Erläuterung zu der Architektur des Plenarsaals und der Geschichte und der Bedeutung der Innenausstattung sowie über die parlamentarischen Abläufe und Gepflogenheiten, enthielt für uns eine große Zahl neuer Fakten.
Anschließend standen uns in einem Besprechungsraum im Reichstag zwei Mitarbeiterinnen des Abgeordneten Frank Schwabe für Fragen und Diskussionen zur Verfügung. Auf dem Dach des Reichstags genossen wir bei sonnigem Wetter einen Rundblick über Berlin. Wieder profitierten wir dabei von dem umfangreichen Wissen und der Ortskenntnis unseres Leiters.
Es folgte ein Mittagessen in der Abgeordnetenkantine im Paul-Löbe-Haus.
Gestärkt und etwas ausgeruht begann anschließend ein Rundgang durch Berlin-Mitte:
Friedrichstrasse, Oranienburger Strasse mit dem Tacheles (von Künstlern und Autonomen besetztes Haus), dem ehemaligen kaiserlichen Postfuhramt und der neuen jüdischen Synagoge, der Sophienstrasse – früher Spandauer Vorstadt, das jüdische Viertel von Berlin - zum Hackeschen Markt.
In einem der Hinterhöfe besuchten wir die Gedenkstätte von Otto Weidt, einem Bürstenmacher, der während der Judenverfolgung im 3. Reich - teilweise erfolgreich - versuchte, seine jüdischen Mitarbeiter vor der Deportation und Ermordung zu schützen.
Der Abend stand zur freien Verfügung. Es bildeten sich mehrere Kleingruppen, die den Tag gemeinsam abschlossen. Die Gruppe, der ich mich anschloss, spazierte zunächst zum Berliner Dom, zum Alexanderplatz und abschließend zum Abendessen ins Nikoleiviertel. Ich kann dort die „Kartoffellaube“ herzlich empfehlen. Wir erlebten auf dem Weg noch ein besonderes Highlight: Im Oktober wurden viele historische Bauwerke Berlins nach Einbruch der Dunkelheit per Laserlicht farbig ausgeleuchtet.
Der Dienstag führte uns vormittags noch einmal die Perfidität des DDR-Regimes vor Augen. Wir besichtigten das ehemalige Stasi-Untersuchungsgefängnis in Berlin-Hohenschönhausen.
Die Führung durch einen ehemaligen Gefangenen vermittelte uns eindrucksvoll die Nöte und Hoffnungslosigkeit der dort inhaftierten Menschen, in der Regel politische Gefangene.
Nachdem sich unser Seminarleiter von uns verabschiedet hatte - ich möchte ihm an dieser Stelle stellvertretend für alle Jumeleure noch einmal unseren herzlichen Dank für die umfangreichen, verständlichen Informationen und die „Super“-Betreuung aussprechen – zogen wir je nach Interessenlage in kleinen Gruppen noch einmal durch Berlin-Mitte und besuchten Museen oder tätigten noch ein paar Andenkenkäufe.
Ab 18.40 Uhr brachte uns die Bahn wieder nach Hause. Es bleiben viele Eindrücke und wir waren froh, diese Tage zusammen verlebt zu haben.
Wolfgang Radermacher
im Oktober 2008